Schlafapnoe/Schlafapnoesyndrom (SAS), obstruktives Schlafapnoesyndrom (OSAS), zentrale Schlafapnoe

Es werden sogenannte obstruktive und zentrale Apnoen (Atempausen) unterschieden. Kommen bei einem Patienten beide Formen vor, spricht man von einem gemischtförmigen Schlafapnoesyndrom.

Das Schlafapnoesyndrom ist eine häufige Erkrankung (vergleichbar mit dem Asthma Bronchiale). Es betrifft deutlich mehr Männer als Frauen und hat einen Häufigkeitsgipfel im Alter von 45-65 Jahren.

Die weitaus häufigste Form ist das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS). Die direkte Ursache des OSAS ist eine Entspannung der ringförmigen Muskulatur um die oberen Atemwege im Schlaf. Dadurch ist dieser Teil des Atmungstraktes (der nicht wie der Kehlkopf und die Luftröhre durch Knorpelgewebe offengehalten wird) nicht mehr in der Lage, dem beim Einatmen entstehenden Unterdruck genug Widerstand entgegenzusetzen. Der obere Teil der Atemwege (Schlundbereich oberhalb des Kehlkopfes) kollabiert zum Teil (Hypopnoe) oder ganz (Apnoe) und es kommt zu einer Behinderung, teilweise zum kompletten Verschluss (Obstruktion) der oberen Atemwege.

Von einer Apnoe spricht man, wenn die Atempause minimal zehn Sekunden andauert, von einer Hypopnoe, wenn der Atemstrom um mindestens 50% reduziert wird und gleichzeitig eine Verringerung des Sauerstoffgehaltes messbar wird. Häufig führen diese Atemstillstände zu einem erheblichen Verlust des Sauerstoffgehalts im Blut (Hypoxie/Hypoxämie), dies kann zu einer Sauerstoff-Mangelversorgung wichtiger Organe wie Gehirn und Herz führen. Bei einer schweren Schlafapnoe können mehr als 50 Atempausen pro Stunde Schlafzeit auftreten, die einzelnen Atempausen dauern nicht selten länger als eine Minute.

Damit es nicht zum Erstickungstod kommt, sorgt das menschliche Gehirn durch Weckreaktionen des Körpers (Arousals/Microarousals) dafür, dass die Atmung wieder einsetzt. Meist erinnert der Patient sich nicht an solche Weckreaktionen. In seltenen Fällen wird der Betroffene aber wach mit dem Gefühl keine Luft zu bekommen. Häufig sind solche Weckreaktionen dann verbunden mit einem Traum, der vom Ersticken handelt.

Da fast jede Atempause durch eine Weckreaktion beendet wird, wird die physiologische Struktur des Schlafs zerstört. Dies bedeutet, dass vor allem der Tiefschlaf, der für die körperliche Erholung des Organismus wichtig ist, reduziert wird, in einigen Fällen sind Tiefschlafanteil überhaupt nicht mehr nachweisbar. Meist kommt es auch zu einer Verringerung des Traumschlafanteils (wichtig für die „psychische“ Erholung). Die Folgen sind Müdigkeit, Tagesschläfrigkeit, Einschlafneigung, Sekundenschlaf, aggressives Verhalten und nicht selten auch Impotenz.

Durch die wiederkehrenden Atempausen mit Verringerung des Sauerstoffgehaltes im Blut kommt es zu unregelmäßigem Herzschlag, zum Blutdruckanstieg, zur Minderversorgung des Gehirns und des Herzens mit einem erhöhten Risiko für Durchblutungsstörungen am Herzen (KHK, Koronare Herzkrankheit), für Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch die Zuckerkankheit (Diabetes Mellitus) wird durch die Schlafapnoe begünstigt bzw. verschlechtert.

Die rein zentrale Apnoeform ist deutlich seltener. Sie kann durch Schäden im zentralen Nervensystem (Durchblutungsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfall, angeborene Erkrankungen, Drogenkonsum, Infektionen des Gehirns) und andere Ursachen entstehen. Es kommt zu einer mangelhaften Steuerung der Atemmuskulatur, das Atemzentrum im verlängerten Rückenmark „vergisst“ den Befehl zum Atmen zu geben. Meist sind die resultierenden Sauerstoffdruckreduktionen im Blut geringer ausgeprägt als beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom.

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom hat in der Regel keine einzelne Ursache, häufig ist eine Vielzahl von Faktoren für die Entstehung dieser Erkrankung vorhanden.

Als Risikofaktoren gelten:

  • Übergewicht (ca. 80% der Betroffenen sind stark übergewichtig, es gibt aber auch Normalgewichtige mit einem schweren Schlafapnoesyndrom),
  • Behinderung der Nasenatmung durch Polypen und/oder ausgeprägte Verkrümmung der Nasenscheidewand
  • vergrößerte Rachenmandeln (v. a. bei Kindern),
  • konstitutionelle Erschlaffung der Rachenmuskulatur, Veranlagung, Vererbung
  • vermehrter Alkoholkonsum (vor allem direkt vor dem Schlafengehen), Schlafmittel (vom Valiumtyp), Ecstasy u.a. Drogen
  • angeborene Fehlbildungen und Fehlstellungen des Unterkiefers (Retrognathie) Vergrößerung der Weichteile (z.B. Zunge), hervorgerufen durch z.B. Akromegalie (vermehrte Wachstumshormonbildung meist durch einen gutartigen Tumor der Hirnanhangsdrüse)

Symptome:

Die Angehörigen von OSAS-Patienten berichten meist über lautes, unregelmäßiges Schnarchen. Das Schnarchen wird unterbrochen durch Atempausen, die mit einem heftigen, seufzenden Atemzug oder heftigem Schnarchen beendet werden.

Viele Schnarcher leiden nicht an einem OSAS, leider fällt aber auch nicht jeder OSAS-Patient durch Schnarchen auf.

Weitere Symptome des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms können sein:

  • Durchschlafstörungen,
  • Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung am Tag,
  • Kopfschmerzen beim Erwachen ("fühle mich wie gerädert")
  • Mundtrockenheit beim Erwachen,
  • nächtliches Schwitzen,
  • nächtliches Wasserlassen
  • Sekundenschlafattacken / imperativer Schlafdrang, teils ohne Warnsignale,
  • Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen
  • Depression, depressive Verstimmung,
  • erektile Dysfunktion, Libidoverlust, Impotenz
  • unruhiger Schlaf, Durchschlafstörungen.
  • Ein unbehandelter Schlafapnoepatient, der müde oder krankhaft unkonzentriert ist, darf kein Fahrzeug, insbesondere mit Personenbeförderung, führen. Wahrscheinlich sind viele schwere Verkehrsunfälle auf eine unbehandelte Schlafapnoe zurückzuführen.

Zwei bis vier Wochen nach Beginn einer regelmäßigen nCPAP-Therapie ist die Fahrtauglichkeit in der Regel vollständig wiederhergestellt. Regelmäßige Nachuntersuchungen - auch der Therapieakzeptanz - sind notwendig. Derzeit untersuchen nur wenige arbeitsmedizinische Dienste ihre Beschäftigten auf das Vorliegen schlafbezogener Atemstörungen wie der Schlafapnoe. In schweren Fällen müssen die nCPAP-Atemtherapiegeräte auch im Auto oder LKW bei Standzeiten mittels Bordnetz betrieben werden.

Bildnachweis: Grafik auf Therapie-Startseite: Scheu Dental